Was ist der interreligiöse Kräutergarten?


Die Idee:


Es war im März 2005, als ich vor einer Fläche stand, nur mit frischer Kompost-Erde bedeckt und einem Baumstumpf, sowie einem Haufen Steine darauf.

„Hier könnten Kräuter gepflanzt werden,“ erzählten Dieter und Carlos mir bei diesem ersten Rundgang durch den interkulturellen Wuhlegarten.

Das war der Moment, als ich mich in diesen Platz und die Idee verliebte, von nun an hier alle gesammelte Sachkenntniss meiner gärtnerischen Leidenschaft für Kräuter einzusetzen und dabei gestalterisch tätig zu sein.


Neue Wege:


Gedacht und am nächsten Tag begonnen... Mit ersten vorsichtig getrampelten Wegen bildete ich einen Kreis um Steinhaufen und Stubben mit zwei rechtwinkligen Abzweigungen. Vorerst dienten diese Wege nur für den Abtransport der ausgegrabenen Wurzeln, Steine und Unrat. Anfangs ahnte ich noch nicht, dass daraus mit zunehmender Erschließung des Geländes ein der ganzen Anlage sinngebendes Wegensystem  erwachsen sollte.


Leider war die gute Kompost-Erde nur über einen dicht von Wurzelunkraut durchsetzten Boden geschüttet. Deshalb entschied ich mich für eine gründliche Bodenvorbereitung.

Die Arbeit war schwer und dauerte viele Stunden und fand meist an den Wochenenden, neben beruflicher Tätigkeit und Familienleben statt. Mühsehlich grub ich damals die Erde zwei Spaten tief auf und sortierte Rhizome und Unrat heraus.


Auf diese beschwerliche Weise war ich in der Lage, langsam das Gelände mit all meinen Sinnen zu erfassen und unter anderem die genauen Boden- und Lichtverhältnisse zu studieren. 

Durch eine intuitive Verfolgung der Kraftfelder entstanden letztendlich die einzigartigen Wege, die das Gelände zusätzlich in einer metaphysische Ebene erschließen. Wie ich das meine? Weiterlesen oder nebenan die Zeichnung des Grundrisses ergründen.


Zarte Pflänzchen und Gedanken:


Beim Ordnen und Beiseitelegen der Steine, freute ich mich besonders über zum Vorschein gekommene Rüdersdorfer Kalkplatten, die ich als Trittsteine für die Kräuterspirale vorsah.

Ende Mai 2005 pflanzte ich endlich die ersten Kräuter in den Kreis. Sie bilden immer noch das spiralförmig gestaltete Mediterranen-Beet und den Mittelpunkt der Anlage.

Mit dem Wachsen des Ortes sah ich in diesem Garten immer mehr die Möglichkeit, hier in einzartiger Weise Spiritualität in Verbindung mit der Natur bringen zu können. Zusätzlich erwachte in mir die Hoffnung, einen  Ort zu schaffen, wo gemeinschaftlich mit den Besucherinnen und Besuchern des Gartens ein neuer Ansatz zur Konfliktbewältigung gefunden werden könnte für den damals von mir als so stark belastend empfundenen „Clash of Civilisation“ .


Tiefsinnige Wegephilosophie:


Im vorderen Bereich ergibt sich mit etwas Phantasie aus den rechtwinklig abzweigenden Wegen, ein Kreuz (eher keltischer Form).

Ein Balken dieses Kreuzes endet im Hintergrund vor einer Sichtschutzwand in einen halbmondförmigen Weg, der ein Hochstauden-Beet umläuft. Hier vereine ich zwei bekannte Symbole der beiden Religionen, die mein Leben geprägt haben: - Christentum und Islam.

Anfang 2008, schenkte mir die im Judentum verankerte Künstlerin und Filmemacherin Deborah Phillips die Idee zum Chai: ein weniger bekanntes Symbol für die jüdische Religion. Es ist eine hebräische Buchstabenkombination und bedeutet „Leben“ und komplettiert die Symbolik des Gartens.


Ein Lebenswerk:


Mit dem interreligiösen Krätergarten gelang mir in jahrelanger Arbeit ein begehbares Kunstwerk aus den Symbolen der drei monotheistischen Religionen. Die Wege habe ich im Fischgrätmuster mit historischen Ziegeln aus Köpenicker Abrisshäusern gepflastert.


Beim Wandeln auf diesen Wegen bleibt den Besucherinnen und Besuchern überlassen, sich aufeinander zu, voneinander weg zu bewegen, gemeinsam zu wandeln, vielleicht einen eigenen „Lebensweg“, ein wenig mehr zu sich selbst zu finden, oder ein Lieblings- bzw. Herzenskraut zu entdecken.

Kräuter aus aller Welt wachsen auf der ca. 90m² großen Fläche, angeordnet nach Nährstoff-,Licht- oder Schatten-Bedarf.

Der interreliöse Kräutergarten ist ein kleines Paradies, in dem das Spiralbeet mit mediterranen Kräutern im Mittelpunkt, das Basilikum-Beet im Chai und das hintergrundbildende halbmondförmige Hochstaudenbeet besonders auffallen.


Wie die Zeit vergeht...


Am Sonntag, den 11.Oktober 2009 wurde mit jüdischen, christlichen und muslimischen Segenssprüchen der Abschluss der Wege-Pflasterung festlich begangen. Als Mitgestalterinnen der Feier standen mir dabei Kantorin Jalda Rebling, die Theologin Magdalena Möbius ( u.a. als Vertreterin vom ökumenischen Frauenzentrum Evas Arche) und Koran-Rezitatorin Mariam Amer zur Seite.



Der interreligiöse Kräutergarten weckt Assotiationen zum Hortus conclusus, einem sorgfältig gestalteten und dem Rest der Welt durch räumliche Abgrenzung entrückten Garten, der in der Antike und im Mittelalter zur gemeinsamen geistigen Erbauung genutzt wurde.

In Zusammenarbeit mit Evas Arche fand bis 2013 meist drei bis vier Mal jährlich der Workshop „Beten und Arbeiten“ und eine interreligiöse Kräuterweihfeier jeweils Mitte August statt.

Das waren gute Tage und Jahre.

Leider schaffe ich die Fortführung dieser Projekte nicht ohne Elisabeth Diekershof oder einer anderen Mitarbeiterin des ökumenischen Frauenzentrums Evas Arche.


Machen wir was draus?


Es freut mich immer besonders, diesen Garten möglichst oft von menschlichem Leben erfüllt zu sehen.

Alle Interessierten sind eingeladen mitzuwirken und erhalten hier die Möglichkeit, Ort und Zeit für eigene Projekte und Workshops zu finden.

Nicht nur Pflanzen sollen hier gedeihen, sondern gute Gedanken, die durch gemeinsame Aktivitäten entstehen.


Willkommen!


Wer den interreligiösen Kräutergarten als Treffpunkt für ein Projekt oder Workshop wählen möchte, kann dessen besondere Gegebenheiten nutzen, die ich bei vielen anderen Veranstaltungen meistens vermisse:

Durch alle Sinne Verbundenheit mit der Schönheit der Schöpfung spüren, z.B. dem Duft der Kräuter, Vogelgesang und Bienensummen, Farb- und Formenreichtum, der Hände Arbeit und gemeinsamer Genuss von deren Früchten.


Jede Gruppe bis ca. 50 Personen, besonders natürlich mit dem Hintergrund interreligiöser Dialog, die einen Ort mit besonderer Ausstrahlung sucht, um eine Zusammenkunft zu organisieren, ist herzlich willkommen.



Was gibts denn da noch so?


Der interreligiöseKräutergarten ist mit Rollstühlen und Kinderwagen befahrbar.

Zur Nutzung stehen zusätzlich die Gemeinschaftseinrichtungen des Wuhlegartens zur Verfügung, in den der interreligiöse Kräutergarten eingebettet liegt, bei plötzlichen Regengüssen z.B. die Gartenhäuser.

Es gibt Sitzterrassen, ausreichend Bänke, Stühle und Pavillons sowie barrierefreie Toiletten. Auch Grillen und Brot backen im Lehmofen ist möglich, für Kinder gibt es direkt anbei einen schönen Spielplatz.



Eine Skizze, wie man/frau am besten dort hinkommt, findet sich unter "Wuhlegarten".


Fotos dazu gibts in der Foto-Galerie


Kleine Bitte:

Von den allerersten Anfängen meiner Arbeit im Frühjahr 2005 am interreligiösen Kräutergarten existieren leider kaum Fotos, die ich zeigen könnte, da ich meine Kamera damals gerade verloren hatte.

Ich suche immer noch Leute,die damals Fots gemacht haben und mir diese eventuell  zur Verfügung stellen könnte. Das würde mich sehr freuen.


Und was wächst da?

Anbei die aktuelle Bestands-Liste aller Pflanzen, die im interreligiösen Kräutergarten wachsen.


Vielleicht ist da ein Lieblings-Kraut dabei oder auch noch nicht?

Allen, die so ein ganz besonderes Kräutlein unbedingt hier sehen möchten, biete ich an, dafür eine Partnerschaft in Form von Besuch, Pflege und natürlich Ernte zu vereinbaren. 


Viele Kräuter sähen sich aus, deshalb kultiviere ich Jungpflanzen, die ich gern ( gegen eine kleine Spende) an interessierte Besucher/innen abgebe (an gemeinnützige Einrichtungen kostenfrei), ebenso Ableger von kräftigen Pflanzen.


Ich verzichte übrigens bewusst auf phototoxische Pflanzen, wie Ruta, Angelica u.ä, weil ich mich an ihnen bereits verbrannt habe. Zusätzlich vermeide ich der Kinder wegen Giftpflanzen. (Convallaria bildet die einzige Ausnahme, da sie aus einem schon vorher dort existierenden sozusagen historischen Bestand stammt.)

Invasive Kräuter, wie Taraxacum, Portulak oder Brennnesseln sind mir zu einnehmend, weshalb sie leider draußen bleiben müssen.


Die mit einem *gekennzeichneten Pflanzen sind in der Foto-Galerie mit Einzel-Portraits vertreten.



1. Acorus calamus

Kalmus

2. Agastache mexicana

Anis-Fenchel-Minze

3. Ajuga reptans

Kriechender Günsel

4. Alcea rosea

Stockrose

5. Aloysia triphylla

Zitronen-Verbene

6. Anthericum ramosum

Gras-Lilie

7. Archillea millefolium

Schafgarbe

Alchemilla vulgaris

Frauenmantel



Allium angulosum

Engels-Lauch

Allium oleraceum

Ross-Lauch

Allium schoenoprasum*

Schnittlauch

Allium ursinum*

Bärlauch

Anethum graveolens

Dill

Anthemis tinctoria*

Färber-Kamille

Armoracia rusticana

Meerrettich, Kren

Artemisia dracunculus

Estragon

Artemisia maritima

Strand- Beifuß

Borago officinalis*

Borretsch, Gurkenkraut

Calendula officinale*

Ringelblume

Capsicum frutescens*

Chili

Carum carvi

Kümmel

Chamaemelum nobile*

Römische Kamille

Cichorium intybus

Zichorie



Convalaria majalis

Maiglöckchen

Crambe maritima

Meer- , Stauden-Kohl

Cynara scolymus*

Artischocke

Echinacea pallida

Purpur-Sonnenhut

Eupatorium cannabinum

Wasserdost

Foeniculum vulgare

Stauden-Fenchel rot + grün

Fragraria vesca

Monats-Erdbeere

Galium odoratum

Waldmeister



Glechoma hederaceum

Efeu-Gundermann

Helichrysum angustifolium

Currykraut

Humulus lupulus

Hopfen

Hypericum perforatum*

Tüpfel-Johanniskraut

Hyssopus officinalis

Ysop

Inula helenium

Echter Alant

Laurus nobilis

Lorbeer

Lavandula angustifolia*

Lavendel

Levisticum officinale

Liebstöckel

Lilium tigrinum

Tiger-Lilie

Marrubium album

Weißer Andorn

Matricaria chamomilla

Echte Kamille

Melissa officinalis

Zitronen-Melisse

Mentha

Ananas-, Ingwer-, Orangen-, Pfefferminzen

Monarda didyma*

Indianer-Minze

Nasturtium officinale

Brunnenkresse

Nepeta x faassenii

Katzen-Minze

Nepeta cataria ssp. citriodora

Zitronen-Katzen-Minze

Nigella damascena*

Jungfer im Grünen

Nigella sativa

Schwarzkümmel

Ocimum basilicum*

Rotes, großblättr., kleinblättr., Zitronen-, Zimt-,Anis-Basilikum

Ocimum gratissimum*

Baum-Basilikum

Ocimum tenuifolium

Indisches (Heiliges) Basilikum

Origanum vulgare

Oregano

Origanum vulgare ssp.aurantiaca*

Gold-Oregano

Origanum rotundifolium

Hopfen-Oregano

Petrosilenum crispum

Petersilie

Physalis alkekengi*

Andenbeere, Lampionblume


Pelargonium crispum

Zitronen-Geranie

Pelargonium tomentosum

Pfefferminz-Geranie

Mentha cervina

Preslia, Hirsch-Minze

Rhicinus communis*

Rizinus

Rosa gallica

Apotheker-Rose

Rosmarinus officinalis*

Rosmarin

Rumex acetosa

Sauerampfer

Rumex sanguineus

Blut-Ampfer

Santolina chamacyparissus

Heiligenkraut

Salvia nutans*

Nickender Salbei

Salvia officinalis

Arznei-Salbei

Salvia nemorosa

Garten-Salbei

Salvia sclarea*

Muskateller-Salbei

Sanguisorba minor

Pimpinell

Santolina chamaecyparis

Heiligenkraut

Satureja montana

Winter-Bohnenkraut

Sedum acre

Mauerpfeffer

Stachys officinalis*

Betonie

Stevia reaudiana

Süßkraut

Tagetes patula

Studentenblume

Tanacetum vulgare*

Rainfarn

Teucrium scordium

Knoblauch-Gamander

Thymus x citriodorus

Zitronen-Thymian

Tropaelum minor*

Kapuzinerkresse (klein, nicht rankend)

Valeriana officinalis*

Baldrian

Vitis vinifera

Weinrebe
















Brigitte Kanacher-Ataya, Interreligiöser Kräutergarten, Wuhlegarten 0